bz.medien-logo

Neuer Schwung in Freiburgs Gastroszene

Das blumigste Café der Innenstadt: Hewad Sasei und Mutter Maryam im Café Chloé. Foto: Sven Meyer

Ob Weinbar, Bistro oder Café, es tut sich etwas in Freiburgs Gastroszene: Sie heißen Simon und Paul, Café Danz, Frederics Cocktailclub, Leo’s Wine Bar, Küli Bar oder Café Chloé – alle diese Betriebe sind mehr oder weniger neu und sind – auch dank Sozialer Medien – im Gespräch. Auffallend viele der Betreiber sind noch relativ jung. Was treibt sie an?

Denn die Zeiten für die Gastronomie sind aktuell nicht die einfachsten: Höhere Kosten für Energie, Pacht, Personal und Lebensmittel führen zu höheren Preisen – und so überlegt sich manch einer zweimal, ob er sich den Café-, Bar- oder Restaurantbesuch leisten will. Dazu kommt: Auch das Nachtleben hat sich verändert: Die Anzahl der Clubs in Freiburg ist merklich gesunken.

Wie es trotzdem geht, beweist unter anderem Familie Sasei, Betreiber des Cafés Chloé in der Eisenbahnstraße. Das Café ist mit opulenter Blumendekoration und Mobilar in Pastelltönen eingerichtet. Clever, denn im Instagram-Zeitalter ist auffällige Deko eine der effizientesten Werbeformen. Dazu passen auch die angebotenen Speisen, etwa ein Pancake-Frühstück namens Pink Panther, Lotus Creme French Toast oder Aloha Bowl. Die Gerichte sind bunt und fotogen und werden gerne auf Social Media gepostet – das weckt Neugierde.

„Dieses Café war ein Traum von der gesamten Familie. Mein Bruder Jusef, der Inhaber, ist viel in der Welt rumgekommen und hat sich, was Optik und Speisenauswahl angeht, von Amerika und mediterranen Urlaubsländern inspirieren lassen. Das Erfolgsrezept ist, dass wir damit eine Marktlücke gefunden haben – die Gäste lieben unsere Deko und die entspannte Atmosphäre, da kriegen wir ganz viel Feedback“, berichtet Hewad Sasei.

Ein Beispiel für junge Gastronomen, die sich auf dem besonders umkämpften Markt der klassischen Kneipen durchgesetzt haben, sind Dani (36) und Jonathan Halbauer (38), die sich vor fünf Jahren – mitten in der Pandemie – mit der Innenstadt-Kneipe „Die Schachtel“ (Adelhauser Straße) in die Selbstständigkeit gewagt haben und immer noch da sind. „Die Kneipengastronomie ist ein eher arbeitsintensiver Job, auf den man wirklich Bock haben muss. Wer das erfolgreich macht, ist mit Leidenschaft dabei und liebt den sozialen Ausstausch mit Menschen, anders geht es auch nicht“, sagt Jonathan Halbauer. Denn gelegentlicher Stress wegen Lärms, betrunkener Gäste und kurze Nächte, sind der saure Apfel, in den man beißen müsse.

Reichtümer könne man mit einer eher kleinen Kneipe, wie sie die Schachtel ist, nicht erwerben, aber gut über die Runden komme man schon – der treuen Stammkundschaft sei dank. Diese Community ist essenziell, denn im Gegensatz zu früher gäbe es nicht mehr so viele junge Leute, die, bevor sie zum Tanzen gehen, in der Kneipe „vorglühen“. „Seit Corona hat sich das Ausgehverhalten nachhaltig verändert“, sagt Jonathan Halbauer.

„Tendenziell ist es für Nachwuchsgastronomen einfacher, kleinere Cafés oder Kneipen zu eröffnen, denn sobald ich umfangreichere Speisegastronomie betreibe, habe ich eine deutlich kostspieligere Kalkulation und in der Regel auch höhere Pacht. Im reinen Getränkebereich sind zudem die Margen besser“, erklärt sich Dehoga-Geschäftsführer Alexander Hangleiter den Trend.