Wie baut man ein Megabüro für 800 städtische Angestellte? Die Antwort lautet mit Manpower, aber auch mit modernster Technik. Welche Geheimnisse der zweite Bauabschnitt des Stühlinger-Rathauses noch birgt, offenbart ein Rundgang über die Baustelle in Freiburg.
Bohrlöcher in eine Zimmerdecke zu bohren, zählt nicht gerade zu den beliebtesten Heimwerkertätigkeiten. Die Arme werden bei Überkopfarbeiten mit der Bohrmaschine müde und dann rieselt einem noch der Staub ins Gesicht. Aber was macht man eben nicht alles, damit die Deckenleuchte an ihren Platz kommt… Doch was ist, wenn nicht nur ein paar, sondern fast 5.000 Bohrlöcher her müssen? Die Lösung dafür lässt sich auf der Baustelle für den zweiten Bauabschnitt des Rathauses im Stühlinger (kurz RiS B) bestaunen.

Dort, im vierten Obergeschoss des Rohbaus, verrichtet ein Bohrroboter seine Arbeit. Pro Geschoss bohrt er 860 Löcher in den Beton – immer vier bis fünf in einem Radius von zwei Metern. So entstehen, autonom und hochpräzise, die Aufhängungen für die Heizkühl-Balken, die wie im ersten Stühlinger-Rathaus für ein gleichbleibend angenehmes Raumklima sorgen sollen. „Das ist eines der Dinge, wo man sagen kann: Wir lernen dazu“, sagt Baubürgermeister Martin Haag über die Baustellen-Hightech. Denn es ist das erste Mal überhaupt, dass der sogenannte Jaibot im Südwesten im Einsatz ist. Nur von selbst an die nächste Position fahren darf er nicht, das funktioniert manuell per Fernbedienung. „Aber er könnte auch das schon“, sagt Nicolai Schies, von der gleichnamigen Gebäudetechnikfirma, die den Roboter angemietet und nun in Freiburg im Einsatz hat.
Seinem Ruf als „Riesenrathaus“ wird das Gebäude auch im Untergeschoss gerecht: Dort hat künftig ein Fahrradkeller für 500 Drahtesel Platz, inklusive Umkleide- und Duschräumen für die Angestellten. „Intensivst genutzt“ würden solche Duschen laut Haag bereits im ersten Rathaus-Oval, das jedoch keinen Radkeller hat. Die Zahl von Fernradlern in der Belegschaft hätte aber sehr zugenommen. Fertig werden soll das Familienrathaus voraussichtlich Ende 2026. Nach der Einrichtung von Technik und dem Umzug der Büros werde es dann „frühestens 2027“ den Betrieb aufnehmen, prognostiziert die Stadt. Vorausgesetzt der Baufortschritt hält bei diesem Zeitplan Schritt. Die komplexen Fassadenarbeiten haben bereits begonnen. Mitte Juli soll an dem 111-Millionen-Euro-Gebäude das Richtfest gefeiert werden.

