„Getragen durchs Leben“ – unter diesem Motto kommen seit 2021 an der Dreisam katholische und evangelische Christinnen und Christen zu einem ökumenischen Tauffest zusammen – so auch am vergangenen Sonntag. Organisiert wird dies von der katholischen Seelsorgeeinheit Wiehre-Günterstal und der evangelischen Pfarrgemeinde Ost. Im Gespräch mit Pfarrer Jörg Wegner von der Pfarrgemeinde Ost.
Wie kam die Idee zu einer Dreisam-Taufe auf und seit wann wird sie gemacht?
Jörg Wegner: „Lebendiges Wasser“ heißt es in Sachen Taufe in uralten christlichen Schriften. Wer die Dreisam strömen sieht, kommt schnell auf die Idee, dass das ein guter Ort für Taufen ist. Und es gab vermehrt Anfragen von Eltern, ob das Kind nicht mitten in der Natur getauft werden könne. Ja, dann gab die Kollegin von der Christuskirche im Team den Impuls, und es konnte losgehen. Die katholischen Gemeinden in unserem Gebiet mit ins Boot zu holen, war dann ein weiterer Schritt. Das machen wir nun schon zum dritten Mal, immer am Sonntag nach Himmelfahrt.
Wie hoch ist die Nachfrage?
Wegner: Das Interesse ist gleichbleibend hoch. „Coole Idee“, sagen viele, und merken sich den Termin vor. Es sind im Schnitt 25 Täuflinge.
Lassen sich eher Erwachsene oder Kinder in der Dreisam taufen und was sind die Vorteile gegenüber einer normalen Taufe?
Wegner: Es sind natürlich eher Kinder, wie bei den Taufen üblich. Aber die Kinder werden immer älter, die wir taufen. Es ist toll, mit einem Kind im kühlen strömenden Wasser zu stehen und dann sozusagen „aus dem Vollen zu schöpfen“. Ab und an gibt es erwachsene Täuflinge. In diesem Jahr taufte ich eine junge Frau, die sich lange mit dem christlichen Glauben beschäftigt hat. Das sind im Vorlauf interessante Gespräche.

Wie läuft eine solche Taufe ab?
Wegner: Das geht nicht viel anders zu, als in den Kirchen. Die Elemente des Ablaufs sind nicht sehr anders. Es ist halt nur größer und bunter durch die vielen Menschen und den Ort unter freiem Himmel. Man spürt, dass sich viele Personen bei der Vorbereitung engagiert haben. Und dann geht es irgendwann in Gruppen an die Dreisam. Die Taufgäste stehen am Ufer, teils mit nackten Füßen im Wasser. Zaungäste schauen neugierig zu. Die Menschen sind gelöster Stimmung und freuen sich über die, die getauft werden.
Wird die Kirche durch solche Aktionen wieder interessanter für Menschen, die bisher nicht getauft oder Kirchenmitglied sind?
Wegner: Die Menschen, die ihre Kinder oder sich taufen lassen, tragen den Gedanken schon länger mit sich. Wenn sie vom Tauffest hören, ist das der Kick, das nun zu machen. Die Hemmschwelle wird auch niedriger, weil viele Gleichgesinnte dabei sind. Kirche wird immer interessant, wenn sie anders ist als erwartet wird. Aber, das betone ich, das Tauffest ist keine Imageveranstaltung, es ist kein Teil einer Werbekampagne. Wir tun nur, was unser Auftrag ist: rausgehen zu den Menschen.