Von der Panikattacke bis hin zu Suizidgedanken: Seit April gibt es abends und am Wochenende ein Krisentelefon, das Menschen in psychischen Ausnahmesituationen unterstützt. Eine erste Zwischenbilanz fällt positiv aus – das Angebot wird gut angenommen. Der regionale Krisendienst für die Stadt und den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald soll weiter ausgebaut werden – langfristig braucht es dafür aber die finanzielle Unterstützung des Landes.
Samstagabend, eine Frau Anfang 30 berichtet vom Ende ihrer langen Beziehung und dass sie seitdem kaum, schläft, isst oder aufstehen kann. Sie hat dunkle Gedanken und niemanden mit dem sie reden kann. Das Krisenteam hört zu und entlastet emotional: man erarbeitet erste stabilisierende Schritte und gibt Hinweise auf eine Beratungsstelle. Eine andere Anruferin erzählt von großem beruflichen Druck. Nun hat sie konkrete Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Erst nach 45 Minuten gelingt es der ehrenamtlichen Kraft des Krisendienstes, dass die Frau sich von ihren Suizidgedanken distanziert. Sie willigt ein, eine vertraute Person zu informieren und Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen.
Das sind nur zwei der 50 Anrufe, die seit April beim Regionalen Krisendienst eingegangen sind. Abends und am Wochenende bietet dieser Unterstützung in psychischen Ausnahmesituationen. Nun wurde ein erste positive Zwischenbilanz gezogen. „Das Krisentelefon wird gut angenommen. Das Personal im Ehren- und Hauptamt nimmt die Menschen ernst, die Gespräche sind niederschwellig, vertraulich und anonym. Angesicht der vielschichtigen Krisen, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, brauchen wir solche Angebote“, so, Boris Gourdial vom städtischen Amt für Soziales bei einem Pressegespräch. Damit schließe man eine Versorgungslücke und decke abends, am Wochenende und an Feiertagen auch Randzeiten ab. Insgesamt gebe es in Baden-Württemberg sieben solcher Krisendienste und nur zwei, in Stuttgart und Ulm, sind zu Randzeiten erreichbar.
„Wir müssen nicht viel beraten, sondern vor allem zuhören. Gemeinsam werden die nächsten Stunden oder Tage gedanklich mit der betroffenen Person strukturiert und wir vermitteln Hilfe aus der Region“, erklärt Projektleiterin Ida Wehinger. Der Krisendienst arbeitet in Zweierteams mit Ehrenamtlichen, die intensiv geschult wurden. Derzeit gibt es zwischen zwei und fünf Anrufe pro Abend, die meisten sonntags.
Im Herbst soll das Angebot ausgeweitet werden und Zweierteams könnten die Menschen in Not dann ebenfalls vor Ort aufsuchen. „Auch die Telefonzeiten sollen erweitert werden. In Zukunft könnte es auch eine Krisenwohnung geben, um Betroffene aus der Situation raus zu holen. Wir denken auch über andere Formate wie einen Hilfschat nach, dafür bräuchten wird aber weitere Gelder“, so Krisendienst-Geschäftsführer Manfred Sandkühler.
Fünf Jahre lang läuft das Projekt durch Zuschüsse der Stadt und des Landkreises, der Aktion Mensch und Einrichtungen der Gemeindepsychiatrischen Verbünde. Danach hofft man auf eine Finanzierung durch das Land.
Info: Der Regionale Krisendienst für die Stadt Freiburg und den Landkreis-Baden-Württemberg ist unter 0761/88883533 Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 18 bis 22 Uhr erreichbar.