Ein kleiner Spaziergang im Grünen kann wahre Wunder wirken – das wissen die Freiburgerinnen und Freiburger längst. Nun liefert eine gerade veröffentlichte Umfrage den Beweis: Der Stadtwald ist nicht nur ein beliebter Rückzugsort, sondern auch ein echter Schatz für die Allgemeinheit – und das sogar in Euro und Cent.
Durchgeführt wurde die Umfrage von der Fachabteilung Forstökonomie und Forstplanung der Uni Freiburg im Rahmen eines EU-Projekts. 147 Personen – darunter Einheimische wie Touristen – wurden direkt vor Ort im Wald befragt. Das Ergebnis: Erholung pur! Mithilfe wissenschaftlicher Methoden wurde der Nutzen eines einzelnen Waldbesuchs auf rund 2,52 bis 2,74 Euro geschätzt. Hochgerechnet auf die vom Forstamt Freiburg geschätzten vier Millionen Besuch jährlich ergibt das einen beeindruckenden theoretischen Gesamtwert von bis zu 11 Millionen Euro – pro Jahr. Wobei wichtig ist: Niemand soll für den Waldbesuch zur Kasse gebeten werden – der Wert dient lediglich als Rechenbeispiel, um zu zeigen, wie viel der Stadtwald tatsächlich für die Gesellschaft leistet. Und das weit über das hinaus, was im städtischen Forsthaushalt verankert ist.
Ein weiterer spannender Aspekt der Umfrage: Die Waldbesucher haben klare Vorlieben. Besonders beliebt sind artenreiche Mischwälder mit vielfältiger Vegetation – also genau das, was Ökologen als besonders wertvoll einstufen. Überraschend deutlich wurde auch die Sympathie für Totholz, das viele mittlerweile nicht mehr als „unordentlich“, sondern als wichtigen Lebensraum wahrnehmen. Die Natur draußen darf also deutlich wilder sein, als manch ein Gartenzaun es erlaubt.

Die Bewirtschaftung des Stadtwalds durch das Freiburger Forstamt erhält von den Befragten ebenfalls gute Noten. Die sogenannte multifunktionale Waldpflege – die Erholung, Artenvielfalt, Klimaanpassung und nachhaltige Holznutzung unter einen Hut bringt – wird geschätzt und kaum als konfliktbeladen empfunden. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht keinen negativen Einfluss durch die Holznutzung, und nur ein kleiner Teil fühlt sich davon gestört. Auch das zeigt: Die Balance stimmt.
Freiburg sticht hervor
„Für uns war es wichtig, den Wert der Naherholung für die Bevölkerung herauszuarbeiten und auch, für welche Art von Wald eine Vorliebe besteht. Identische Fragebögen wurden auch in Kanada, China und Malawi ausgewertet – mit ähnlichen Ergebnissen“, berichtet Marc Djahangard,Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Forstökonomie und Forstplanung der Universität Freiburg. Und weiter: „Die besondere Wertschätzung nach der ökologischen Beschaffenheit, also der Natürlichkeit des Waldes, ist sehr Freiburg-spezifisch. Hier wird sogar das Vorkommen von Totholz geschätzt.“
Bemerkenswert ist zudem, dass das Vertrauen in die Forstverwaltung hoch bleibt, selbst bei jenen, die sich durch den Klimawandel persönlich betroffen fühlen. Der Stadtwald wird offenbar nicht nur als Naturraum, sondern auch als aktiver Beitrag zum Klimaschutz wahrgenommen – ein Ort, an dem Zukunft gestaltet wird.
Was diese Studie letztlich zeigt: Der Stadtwald ist weit mehr als ein hübscher Hintergrund für Sonntagsspaziergänge. Er ist ein Ort der Erholung, ein Hort der Biodiversität, ein CO-Speicher – und ein sozialer Treffpunkt. Freiburgs Bürgerinnen und Bürger wissen das zu schätzen. Ob beim Joggen, Mountainbiken oder einfach beim Durchatmen – der Wald ist Teil des Alltags und des Wohlbefindens. „Unsere Studie zeigt, dass sich naturnahe und vielfältige Stadtwälder gut mit der Naherholung vereinbaren lassen. Besonders erfreulich ist, dass viele Waldbesuchende diese Eigenschaften sogar ausdrücklich befürworten“, erklärt Studienleiterin Sophie Buckwitz dem Wochenbericht.
Für die Stadtpolitik sind diese Erkenntnisse ein klarer Auftrag: Wer in den Stadtwald investiert, investiert in die Lebensqualität der Bevölkerung.